Ermöglicht wurde unsere Reise
durch die Unterstützung von
Dynafit and Alpenheat
Danke euch ❤️
Sieben Wochen Skitour: Aufwachen, sich in die gefrorenen Skischuhe zwängen und das komplett vereiste Zelt einpacken. Sieben Wochen das Wetter so nehmen wie es eben kommt, tageweise durchs Whiteout stapfen, oder von den 130km/h Böen umgeworfen werden und Schneestürme in Berghütten oder auf fremden Sofas im Tal abwarten. Aber eben auch sieben Wochen unglaubliche Ausblicke, und jeden Tag die eindrucksvolle Schönheit verschneiter Berge. Ein Trip, der maßgeblich von der Gastfreundschaft Fremder abhing und jede Menge Begegnungen mit unfassbar inspirierenden Menschen hervorgebracht hat.
Mit Skiern und Zelt dem Alpenbogen entlang einmal durch die Schweiz, das ist "Quer durch die Alpen", die Geschichte von Linus und Hugo.
Ermöglicht wurde unsere Reise
durch die Unterstützung von
Dynafit und Alpenheat
Danke euch ❤️
Wie alles begann
Die Geschichte beginnt vor ziemlich genau einem Jahr, als Hugo und ich uns auf Spitzbergen zum ersten Mal trafen. Wir beide wollten den trockenen Uni-Kursen auf dem Festland entfliehen und landeten in der nördlichsten Stadt der Welt auf einer Insel in der Arktis. Ich, um Glaziologie und Schneewissenschaften zu studieren und Hugo um einen "Arctic Nature Guiding" Kurs zu machen. Durch gemeinsame Ski- und Schneemobiltouren wurden wir bald enge Freunde und beschlossen, für den nächsten Winter, wenn wir beide wieder auf dem europäischen Festland sein würden einen gemeinsamen Skitrip zu planen. Dass das Projekt am Ende eine zweimonatige Durchquerung der Alpen sein würde, hätten wir damals wahrscheinlich beide nicht geglaubt, aber nach intensiver Planungsphase im Herbst standen wir am ersten Februar mit einem 26- bzw. 29-kg-Rucksack (etwa 50 % unseres Körpergewichts) in Innsbruck an der Bushaltestelle, bereit unser Abenteuer etwas weiter talaufwärts zu beginnen.
Wir waren ordentlich gestresst, als wir in Österreich starteten. Das hier war zweifellos das größte Abenteuer, an das wir uns beide bisher herangewagt hatten. Zwei Monate Wintercamping, riesige Rucksäcke, durch unbekanntes Terrain navigieren und vor allem gute Entscheidungen in Bezug auf die Lawinen- und Gletschersituation treffen - all das erschien uns ziemlich beängstigend. Außerdem hatten wir beschlossen, aus unserer Reise einen Film zu drehen, noch eine Sache, für die wir zwar große Begeisterung, aber mit der wir keine große Erfahrung hatten. Zum Glück hatten wir in der ersten Woche Matteo, einen Freund aus Spitzbergen dabei, der mit seiner ruhigen und lustigen Art einiges von unserer Nervosität abfangen konnte.
Noch eine Unsicherheit war, ob Hugos Knie die ersten Tage überstehen würde, da er sich ein paar Monate vor der Reise eine doppelte Sehnenscheidenentzündung in beiden Knien zugezogen hatte, und trotz jeder Menge Physiotherapie und Training waren wir uns nicht sicher, wie sie auf die Art von Belastung reagieren würden. Also beschlossen wir, den ersten Tag am Stubaigletscher mit einer Gondel zu starten, um die Belastung langsam zu steigern. Trotzdem waren die ersten beiden Tage nach Sölden eine ziemliche Herausforderung. Ich brach direkt am ersten Tag einen Stock durch, und mit den schweren Rucksäcken auf Skiern unterwegs zu sein brauchte definitiv einige Tage Gewöhnungszeit - selbst die Abfahrten waren verdammt anstrengend.
Trotz allem gaben uns die ersten erfolgreichen Tage ordentlich Selbstvertrauen und wir starteten den ersten längeren Abschnitt von Vent nach Reschen mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Doch schon bald hinter Vent hatten wir erste Navigationsprobleme und mussten einen großen Umweg machen, weil unsere ursprünglich geplante Route ein Stück eingeschneiten Klettersteig beinhaltete. Ein bisschen unverhofft landeten wir im Winterraum auf der Vernagthütte, und trafen dort Eva und Max, die auch auf Skitour unterwegs waren, die Region etwas besser kannten und uns halfen eine alternative Route ins Langtauferertal zu legen. Die nächsten zwei Tage hatten wir geniales Wetter und konnten die Weite von Guslar-, Kesselwand- und Gepatschferner richtig genießen. Nach einem Gipfelpanorama von der Weißseespitze auf 3532 aus, ging es wieder runter ins Tal. Mit den Skiern auf dem Rücken stiegen wir erst einen Steilen Grat ab, wurden weiter unter aber doch noch mit einigen schönen Schwüngen belohnt, bevor wir uns durch Bruchharsch weiter ins Tal herunterkämpften. Dort mussten wir leider Matteo verabschieden, der von hier aus in den Zug stieg und sich zurück auf den Weg nach Frankreich machte.
Hugo und ich übernachteten unten im Inntal bei Menschen, die wir im Vorfeld kontaktiert hatten. Wir fingen an, über unsere nächste Etappe nachzudenken und stießen bald auf ein Problem. Die ursprünglich geplante Route über den Jamtalferner und Silvrettagletscher machte uns beiden etwas Bauchweh. Da wir nur eine Zweier-Seilschaft waren und die Gletscher zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison noch recht schlecht gefüllt waren, beschlossen wir, das Risiko nicht einzugehen und stattdessen den nicht vergletscherten Vereinapass zu nehmen, um nach Klosters zu kommen.
Fiasko am Vereinapass
Aber genau am Vereinapass passierte das Unglück! Da ich mich am ersten Tag schon etwas krank fühlte, kamen wir nicht weit genug, um einen guten Zeltplatz zu finden, und mussten uns im engeren Teil des Tals mit dem weitesten erreichbaren Platz begnügen. Als wir gegen Mitternacht erste Tropfen auf unserem Zelt hörten, waren wir beide hellwach. Da der Niederschlag eine Mischung aus Schnee und Regen war, hatten wir ziemlich Angst, dass die Schneedecke an den Hängen oberhalb von uns langsam durchfeuchten und damit deutlich instabiler und gefährlicher für Lawinenabgänge würde. Jede Stunde streckten wir die Hand aus dem Zelt, um die Konsistenz des Niederschlags zu testen und an tiefen Schlaf war nichtmehr zu denken. Da der Schnee mehr und mehr in Form von festen Flocken fiel, beschlossen wir, doch über Nacht zu bleiben und am nächsten Tag früh aufzubrechen, bevor die Sonne auf den frisch beladenen und bereits etwas nassen Hang treffen würde. Aber mit so wenig Ruhe hatte mein Körper keine Chance, sich von der angehenden Krankheit zu erholen und ich wachte extrem erschöpft auf. Auch Hugo fühlte sich inzwischen ziemlich schlecht und wir beide bekamen morgens keinen Bissen runter. An weiter ins Tal hineinlaufen war nicht zu denken, und gemeinsam schleppten wir uns und die großen Rucksäcke als ziemlich Mitleid erregender Anblick den Berg hinunter.
6 Stunden später erreichten wir den Bahnhof im Tal. Nach einer Auseinandersetzung mit einem sehr unfreundlichen Bahnangestellten, der unsere Lethargie als persönlichen Affront aufnahm und uns mit der schweizer Polizei drohte, verbrachten wir einen guten Teil des Tages in den Wartesälen der Bahnhöfe in Inntal und versuchten, einen Schlafplatz zu finden. Aber nett auf Menschen zugehen und sie um einen Schlafplatz zu bitten ist deutlich leichter, wenn man nicht gerade darum kämpft überhaupt die Augen offen zu halten und nicht einfach am Bahnsteig einzuschlafen. Am Nachmittag konnten wir endlich einen Kontakt herstellen, der bereit war, uns für das Wochenende in seiner Wohnung in Klosters schlafen zu lassen. In den nächsten drei Tagen versuchten wir uns so gut wie möglich zu erholen, aber ich war immernoch nicht in der Lage, richtig zu essen, und fühlte mich daher immer noch extrem schwach. Wir beschlossen, einen Schritt zurückzutreten, für ein paar Tage ganz nach Hause zu fahren, uns richtig zu erholen um uns dann mit neuer Energie und etwas leichteren Rucksäcke wieder auf den Weg zu machen.
Fiasko am Vereinapass
Aber genau am Vereinapass passierte das Unglück! Da ich mich am ersten Tag schon etwas krank fühlte, kamen wir nicht weit genug, um einen guten Zeltplatz zu finden, und mussten uns im engeren Teil des Tals mit dem weitesten erreichbaren Platz begnügen. Als wir gegen Mitternacht erste Tropfen auf unserem Zelt hörten, waren wir beide hellwach. Da der Niederschlag eine Mischung aus Schnee und Regen war, hatten wir ziemlich Angst, dass die Schneedecke an den Hängen oberhalb von uns langsam durchfeuchten und damit deutlich instabiler und gefährlicher für Lawinenabgänge würde. Jede Stunde streckten wir die Hand aus dem Zelt, um die Konsistenz des Niederschlags zu testen und an tiefen Schlaf war nichtmehr zu denken. Da der Schnee mehr und mehr in Form von festen Flocken fiel, beschlossen wir, doch über Nacht zu bleiben und am nächsten Tag früh aufzubrechen, bevor die Sonne auf den frisch beladenen und bereits etwas nassen Hang treffen würde. Aber mit so wenig Ruhe hatte mein Körper keine Chance, sich von der angehenden Krankheit zu erholen und ich wachte extrem erschöpft auf. Auch Hugo fühlte sich inzwischen ziemlich schlecht und wir beide bekamen morgens keinen Bissen runter. An weiter ins Tal hineinlaufen war nicht zu denken, und gemeinsam schleppten wir uns und die großen Rucksäcke als ziemlich Mitleid erregender Anblick den Berg hinunter.
6 Stunden später erreichten wir den Bahnhof im Tal. Nach einer Auseinandersetzung mit einem sehr unfreundlichen Bahnangestellten, der unsere Lethargie als persönlichen Affront aufnahm und uns mit der schweizer Polizei drohte, verbrachten wir einen guten Teil des Tages in den Wartesälen der Bahnhöfe in Inntal und versuchten, einen Schlafplatz zu finden. Aber nett auf Menschen zugehen und sie um einen Schlafplatz zu bitten ist deutlich leichter, wenn man nicht gerade darum kämpft überhaupt die Augen offen zu halten und nicht einfach am Bahnsteig einzuschlafen. Am Nachmittag konnten wir endlich einen Kontakt herstellen, der bereit war, uns für das Wochenende in seiner Wohnung in Klosters schlafen zu lassen. In den nächsten drei Tagen versuchten wir uns so gut wie möglich zu erholen, aber ich war immernoch nicht in der Lage, richtig zu essen, und fühlte mich daher immer noch extrem schwach. Wir beschlossen, einen Schritt zurückzutreten, für ein paar Tage ganz nach Hause zu fahren, uns richtig zu erholen um uns dann mit neuer Energie und etwas leichteren Rucksäcke wieder auf den Weg zu machen.
Ein zweiter Versuch
Eine Woche später, und deutlich fitter, trafen wir uns in Sagliains, genau dem Bahnhof, den wir vor einer Woche völlig am Ende erreicht hatten. Wir beide hatten keine besondere Lust, nochmal den Vereinapass herauszufordern, und entschieden uns, dieses Mal über dem Flüelapass direkt nach Davos zu starten. Wir beschlossen auch, unser Gletschermaterial erstmal daheim zu lassen, um Gewicht zu sparen, bis wir in den letzten beiden Wochen auf der Haute-Route wieder auf Gletschern unterwegs sein würden. Obwohl es am Ende nur einige Kilo unterschied ausmachte, kamen wir mit den nun etwa 23 Kilo schweren Rucksäcken deutlich besser zurecht und auch die Rückenschmerzen, die vor allem Hugo in der ersten Woche zu schaffen gemacht hatten, waren kein großes Problem mehr. Nach einer Nacht in Davos machten wir uns durch dichten Schneefall auf den Weg nach Arosa. Zu diesem Zeitpunkt hatte es aber schon 3 Tage lang geschneit und nachdem wir keine sichere Möglichkeit hatten, von dort aus die nächste Bergkette zu überqueren, beschlossen wir etwas oberhalb der Stadt zu bleiben und für einige Tage den Powder zu genießen :D
Nach zwei Tagen purem Powder-Spaß und der ein oder anderen Kopflandung, hatten wir beide ein dickes Grinsen im Gesicht, aber kein Essen mehr, und so mussten wir uns schließlich doch auf den Weg in die Stadt machen. Nachdem wir den ersten Hunger mit ordentlich Schweizer Schokolade und Cola gestillt hatten, machten wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft für die Nacht. Da wir dieses Mal kein Glück mit Couchsurfing oder WarmShowers hatten, mussten wir uns anders helfen. Ich war von der Idee nicht besonders begeistert, aber Hugo überzeugte mich, einfach an die Türen der Leute zu klopfen, und ich könnte nicht glücklicher über seine Überzeugungsarbeit sein. Die allererste Tür, an der wir es versuchten, war die eines alten Ehepaars, das uns nach anfänglicher Verwirrung über unser Anliegen total nett in Empfang nahm, und in ihrem Gästezimmer schlafen ließ. Dort konnten wir nicht nur unsere gesamte Ausrüstung trocknen und aufladen, sondern verbrachten auch noch einen genialen Morgen bei Zopf und Croissants mit den beiden und plauderten über die Stadt und die Berge. Vielen vielen Dank, Herr und Frau Engel!
Etwas später als geplant, aber gut gestärkt, starteten wir nach Lenzerheide und machten uns in den nächsten Tagen auf den Weg nach Thusis, wo wir schon Kontakt zu einer Gastfamilie hatten. Durch Zufall fanden wir heraus, dass wir am Tag vor unserer Ankunft den gleichen Gipfel ins Auge gefasst hatten, den auch unsere Gastgeber als Tagestrip machen wollten. Wir verabredeten uns dort, und nach einer langen gemeinsamen Abfahrt bei mehr als frühlingshaften Bedingungen, nahmen sie uns im Auto zu ihrem Haus auf der anderen Seite des bereits grünen Tals mit. Die Zeit bei den Bernets ist uns beiden als genial im Kopf geblieben und wir genossen es richtig, mit ihnen zur Abwechslung unseres normalen Tagesablaufs zwei Tage lang gemeinsam aufwendig zu kochen, Brettspiele zu spielen und eine Kunstausstellung im Tal zu besuchen, während draussen heftige Niederschläge ein Fortsetzen der Tour verhinderten.
Ursprünglich hatten wir vor, den nächsten Abschnitt weiter nach Westen starten, die Greina-Hochebene zu überqueren und in Disentis wieder im Tal zu landen, aber die Wettervorhersage sah weiterhin böse aus. Angesichts von 140 cm Neuschnee und Windböen von bis zu 130 km/h entschieden wir uns, das Ganze nicht zu riskieren, sondern den Rest des Sturms bei Hugos Schwester in Lugano abzuwarten. 3 Tage später, als das Lawinenbulletin immer noch auf einer 4 stand und es keine Anzeichen dafür gab, dass sich der Schnee in absehbarer Zeit beruhigen würde, beschlossen wir schweren Herzens, den Abschnitt auszulassen und von Disentis aus weiterzumachen, wo wir für die nächsten Tage auf Pisten und in einfachem Terrain bleiben konnten, bis wir wieder das Gefühl hatten, dass die Lawinensituation kontrollierbarer war.
Nachdem wir den Oberalppass überquert und uns beim Abstieg nach Andermatt zwischen den Skitouristen durchgeschlängelt hatten, waren wir auf dem Weg zum Furkapass und damit wieder raus aus der Zivilisation. Eine Nacht verbrachten wir in einem überdachten Trafohäuscheneingang, eine im leeren Ziegenstall, weil wir beide inzwischen oft genug mit eiskalten Fingern das Zelt auf und wieder abgebaut hatten, um Abends nach anderen Optionen Ausschau zu halten. Einen ganzen Tag ging es bei völligem Whiteout, in dem wir alle 10 Schritte den Kurs mit der GPS-Uhr anpassten in Richtung Furkapass hinauf. Aber danach hatten wir richtig Glück mit dem Wetter! In den nächsten Tagen bestand unsere größte Sorge darin, keinen Sonnenbrand zu bekommen, und wir hatten einen großartigen und ziemlich technischen Tag zum Tällistock. Zum ersten Mal hatten wir das Gefühl, für die Lawinensicherheit vor Ort zusätzliche Informationen sammeln zu müssen, indem wir Schneeprofile gruben und uns gegenseitig in den haarigeren Abschnitten sicherten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir immer entweder auch lokal sehr klar ungefährliche Verhältnisse, oder uns war die ganze Situation nicht geheuer und wir blieben im Tal, oder sehr einfachem Gelände. Auch wenn wir beide richtig Spaß daran hatten, mal auf diese Art gefordert zu sein, ließ es uns auch dankbar sein, dass wir über weite Teile der Tour so sichere und einfache Lawinenbedingungen hatten, bei denen wir weniger Energie in die Lawineneinschätzung stecken mussten.
Nach unserer kältesten Nacht bei -22 °C nahmen wir die Abfahrt ins Rhônetal in Angriff. Sie wurde uns als geniale, einfache Abfahrt mit 1400 Höhenmetern beschrieben, aber durch die warmen, sonnigen Tage und eiskalten Nächte zuvor, war der Schnee von einer zentimeterdicken Kruste überzogen, durch die wir in jeder Kurve einbrachen. Wir kämpften, um überhaupt voranzukommen und nicht beide am Hang zu verzweifeln. Zu dem Zeitpunkt hatten wir eigentlich beide den Dreh raus, mit den großen Rucksäcken abzufahren, aber an diesem Tag waren wir beide froh, dass wir zwar mit eiskalten Zehen, aber immerhin ohne ernsthafte Verletzung im Tal standen.
3 Tage Besuch
Die kalten Zehen konnten wir im Zug wieder aufwärmen, denn Kyle, ein Freund aus Nordamerika, hatte drei Tage Zeit, bevor seine Arbeit in Österreich begann, und wir beschlossen, uns auf halbem Weg zu treffen und gemeinsam ein Wochenende lang Ski zu fahren. Die Idee war, irgendwo zwischen Thusis und Disentis zu treffen und so einen Teil des Abschnitts, den wir zuvor ausgelassen hatten, nachzuholen, aber das Wetter meinte es schon wieder nicht gut mit uns. Wir wurden von 120km/h Böen umgeworfen und fühlten uns zwangsweise an einige unserer gemeinsamen Skitouren auf Svalbard erinnert. Nach einigen Stunden Versuch, irgendetwas annähernd Windgeschütztes zu finden, gaben wir auf und verbrachten einfach einen netten Abend in der Hütte, wo wir bis spät in die Nacht miteinander quatschten.
Nachdem Kyle sich auf den Weg nach Österreich machen musste, fuhren wir mit dem Zug nach Brig, wo uns zwei super sympathische Kletterer (die selbst schon wirklich inspirierend verrückte Abenteuer hinter sich haben) eingeladen hatten, bei ihnen zu übernachten. Nach einer Woche ohne Dusche und Waschmaschine war es ein ziemlich geniales Gefühl, irgendwo anzukommen und uns wieder auf ein erträgliches Geruchsniveau zu bringen. Es war auch wichtig, ein paar Tage Zeit zu haben, um uns auf die kommende Woche vorzubereiten: die "Haute-Route des Alpes" von Zermatt nach Chamonix, die wohl berühmteste Skitraverse in Europa, wenn nicht sogar der Welt. Wir holten unsere Gletscherausrüstung bei der Post ab, deckten uns mit Sonnencreme und Snacks ein und vor allem telefonierten wir mit einigen lokalen Bergführern, um aktuelle Informationen über die Bedingungen auf den Gletschern zu bekommen. Auch um das zusätzliche Gewicht zu kompensieren, entschieden wir uns, das Zelt hierzulassen und uns stattdessen auf die Winterräume der Hütten und das gute Wetter zu verlassen.
Zu unser beider Bestürzung geriet nur zwei Tage, bevor wir ein schönes Wetterfenster ausgemacht hatten, eine Gruppe von sechs Personen, die für die "patrouille des glaciers", ein Skitourenrennen trainierten, in einen Sturm und kam genau auf unserer Route ums Leben. Den Unfall so kurz vor unserem Versuch mitzubekommen, gab uns beiden ein mulmiges Gefühl, und verdeutlichte nochmal ganz konkret die Gefahren im hochalpinen Gelände. Wir überdachten, ob wir ausreichend vorbereitet waren, kamen aber am nächsten Tag zu dem Schluss, dass wir uns bei dem genialen Wetterfenster, das immer besser aussah, je näher wir ihm kamen, und mit unserer Vorbereitung und Ausrüstung bereit fühlten, diesen letzten und schwierigsten Teil unserer Reise in Angriff zu nehmen.
3 Tage Besuch
Die kalten Zehen konnten wir im Zug wieder aufwärmen, denn Kyle, ein Freund aus Nordamerika, hatte zwei Tage Zeit, bevor seine Arbeit in Österreich begann, und wir beschlos-sen, uns auf halbem Weg zu treffen und gemeinsam ein Wochenende lang Ski zu fahren. Die Idee war, sich
irgendwo zwischen Thusis und Disentis zu treffen und so einen Teil des Abschnitts, den wir zuvor ausgelassen hatten, nachzuholen, aber das Wetter meinte es schon wieder nicht gut mit uns. Wir wurden von 120km/h Böen umgeworfen und fühlten uns zwangsweise an einige unserer gemeinsamen Skitouren auf Svalbard erinnert. Nach einigen Stunden Versuch, irgendetwas annähernd Windgeschütztes zu finden, gaben wir auf und verbrachten einfach einen netten Abend in der Hütte, wo wir bis spät in die Nacht miteinander quatschten.
Nachdem Kyle sich auf den Weg nach Österreich machen musste, fuhren wir mit dem Zug nach Brig, wo uns zwei super sympathische Kletterer (die selbst schon wirklich inspirierend verrückte Abenteuer hinter sich haben) eingeladen hatten, bei ihnen zu übernachten. Nach einer Woche ohne Dusche und Waschmaschine war es ein ziemlich geniales Gefühl, irgendwo anzukommen und uns wieder auf ein erträgliches Geruchsniveau zu bringen. Es war auch wichtig, ein paar Tage Zeit zu haben, um uns auf die kommende Woche vorzubereiten: die "Haute-Route des Alpes" von Zermatt nach Chamonix, die wohl berühmteste Skitraverse in Europa, wenn nicht sogar der Welt. Wir holten unsere Gletscherausrüstung bei der Post ab, deckten uns mit Sonnencreme und Snacks ein und vor allem telefonierten wir mit einigen lokalen Bergführern, um aktuelle Informationen über die Bedingungen auf den Gletschern zu bekommen. Auch um das zusätzliche Gewicht zu kompensieren, entschieden wir uns, das Zelt hierzulassen und uns stattdessen auf die Winterräume der Hütten und das gute Wetter zu verlassen.
Zu unser beider Bestürzung geriet nur zwei Tage, bevor wir ein schönes Wetterfenster ausgemacht hatten, eine Gruppe von sechs Personen, die für die "patrouille des glaciers", ein Skitourenrennen trainierten, in einen Sturm und kam genau auf unserer Route ums Leben. Den Unfall so kurz vor unserem Versuch mitzubekommen, gab uns beiden ein mulmiges Gefühl, und verdeutlichte nochmal ganz konkret die Gefahren im hochalpinen Gelände. Wir überdachten, ob wir ausreichend vorbereitet waren, kamen aber am nächsten Tag zu dem Schluss, dass wir uns bei dem genialen Wetterfenster, das immer besser aussah, je näher wir ihm kamen, und mit unserer Vorbereitung und Ausrüstung bereit fühlten, diesen letzten und schwierigsten Teil unserer Reise in Angriff zu nehmen.
Die Haute-Route: eine finale Challenge
Von Zermatt ging es erstmal nur zur Schönbielhütte, da wir nicht die Matterhorn-Express-Gondel nehmen wollten, die normalerweise den ersten Tag ordentlich verkürzt. Als wir am nächsten Tag direkt unterhalb der majestätischen Matterhorn-Nordwand starteten, entdeckten wir eine Gruppe von 8 Skifahrern auf dem Gletscher. Das machte das weitere Vorankommen deutlich einfacher als befürchtet, da wir in ihren Spuren folgen, und damit frisch getestete Schneebrücken nutzen konnten. Zwischen beeindruckenden Serracs und Spaltenabdrücken schlängelten wir uns zum höchsten Punkt der Tour, der Tête Blanche auf 3711 m. Von da an führte uns eine sanfte Abfahrt über den Glacier du Mont Miné zum letzten kleinen Anstieg des Tages hinauf zur Cabane Bertol.
Wir hatten geplant, noch am selben Tag nach Arolla abzufahren, aber irgendetwas stimmte mit Hugos Skischuh nicht, und bei näherer Betrachtung stellten wir fest, dass das Kabel des Spannsystems gerissen war. Da es schon spät war, beschlossen wir, eine Nacht auf der majestätischen Hütte zu bleiben und zu versuchen, den Schuh zu reparieren, bevor wir am nächsten Tag die Abfahrt in Angriff nahmen. Auf der Hütte erzählten wir von unserem Projekt und freundeten uns bald mit den beiden Hüttenwirten Stéphane und Florence an, die super nett waren und alles versuchten, um uns mit dem Schuh zu helfen. Im Gegenzug, und da wir nicht noch einmal früh morgens durch Bruchharsch abfahren wollten, beschlossen wir, den Vormittag auf der Hütte zu verbringen und den beiden beim Putzen der Hütte und Reparieren ihrer Wetterstation zu helfen. Den Schuh fixierten wir behelfsmäßig mit Voilestraps, und die Hüttenwirte gaben uns den Kontakt zu einem Sportgeschäft in Arolla, das uns vielleicht helfen könnte.
Nach einer ruppigen Abfahrt, schafften wir es nach Arolla und konnten bei Bournissen Sports um Hilfe fragen. Dank der super netten Leute dort und dem genialen Kundensupport bei Dynafit konnten wir den Schuh noch am selben Tag direkt vor Ort ersetzen lassen. Vielen Dank an alle Beteiligten an dieser Stelle!
Bis all das nach der Abfahrt geklappt hatte, war es allerdings schon ziemlich spät geworden, und wir mussten uns überlegen, wie wir die Nacht verbringen wollten. In Arolla sollte es regnen und nachdem wir das Zelt zurückgelassen hatten, gab es mal wieder nur die Option Menschen direkt anzusprechen. Glücklicherweise trafen wir in der kleinen Epicerie eine junge Freundesgruppe, die ihr jährliches gemeinsames Skiwochenende verbrachten, und nachdem sie unsere Geschichte gehört hatten, luden sie uns zu ihrem Raclette-Abend ein, und nach fast zwei Monaten hatten wir endlich unsere echte Schweizer Experience.
Am nächsten Tag starteten wir zwar mit leichten Kopfschmerzen und ein gutes Stück später als geplant, aber irgendwie rannten wir trotz alldem, gestärkt durch Raclette, den Berg hinauf wie an keinem anderen Tag. Obwohl wir erst gegen Mittag aus dem Skigebiet herauskamen, waren wir schon ein paar Stunden später am Fuße des letzten Aufstiegs durch einen steilen Couloir, um das "Biwak-Iglu des pantalons blancs", unsere Hütte für die Nacht, zu erreichen. Wir kamen genau bei Sonnenuntergang an und genossen die majestätische Aussicht vom Matterhorn bis zum Mont-Blanc-Massiv so gut es ging, denn wir wussten, dass das Wetter für die nächsten zwei Tage ziemlich schlecht aussah. Aus diesem Grund machten wir uns am nächsten Tag nur auf eine kleine Mission auf, fuhren einige Couloirs und steilere, kleinere Hänge, die wir beim Anstieg entdeckt hatten.
Als wir am nächsten Tag den Hang hinunter ins Tal fuhren, freuten wir uns über den genialen Schnee in der oberen Hälfte der 1800m langen Abfahrt, aber je tiefer wir kamen, desto mehr hatte es am Vortag auf den Schnee geregnet, und dort, wo noch Schnee lag, war er über Nacht quasi zu Eis geworden. Die Hälfte rutschten wir seitwärts zwischen Bäumen durch, die andere Hälfte wanderten wir mit schlechter Laune hinunter und waren wirklich froh, als wir in Lourtier endlich eine Bushaltestelle erreichten. Da uns nur noch ein paar Tage für das Projekt blieben, fuhren wir mit dem Bus durchs Tal nach Champex, um von dort aus unsere allerletzte Etappe nach Chamonix zu beginnen.
Nach einer ruppigen Abfahrt, schafften wir es nach Arolla und konnten bei Bournissen Sports um Hilfe fragen. Dank der super netten Leute dort und dem genialen Kundensupport bei Dynafit konnten wir den Schuh noch am selben Tag direkt vor Ort ersetzen lassen. Vielen Dank an alle Beteiligten an dieser Stelle!
Bis all das nach der Abfahrt geklappt hatte, war es allerdings schon ziemlich spät geworden, und wir mussten uns überlegen, wie wir die Nacht verbringen wollten. In Arolla sollte es regnen und nachdem wir das Zelt zurückgelassen hatten, gab es mal wieder nur die Option Menschen direkt anzusprechen. Glück-licherweise trafen wir in der kleinen Epicerie eine junge Freundesgruppe, die ihr jährliches gemeinsames Skiwochen-ende verbrachten, und nachdem sie unsere Geschichte gehört hatten, luden sie uns zu ihrem Raclette-Abend ein, und nach fast zwei Monaten hatten wir endlich unsere echte Schweizer Experience.
Am nächsten Tag starteten wir zwar mit leichten Kopfschmerzen und ein gutes Stück später als geplant, aber irgendwie rannten wir trotz alldem, gestärkt durch Raclette, den Berg hinauf wie an keinem anderen Tag. Obwohl wir erst gegen Mittag aus dem Skigebiet herauskamen, waren wir schon ein paar Stunden später am Fuße des letzten Aufstiegs durch einen steilen Couloir, um das "Biwak-Iglu des pantalons blancs", unsere Hütte für die Nacht, zu erreichen. Wir kamen genau bei Sonnenuntergang an und genossen die majestätische Aussicht vom Matterhorn bis zum Mont-Blanc-Massiv so gut es ging, denn wir wussten, dass das Wetter für die nächsten zwei Tage ziemlich schlecht aussah. Aus diesem Grund machten wir uns am nächsten Tag nur auf eine kleine Mission auf, fuhren einige Couloirs und steilere, kleinere Hänge, die wir beim Anstieg entdeckt hatten.
Als wir am nächsten Tag den Hang hinunter ins Tal fuhren, freuten wir uns über den genialen Schnee in der oberen Hälfte der 1800m langen Abfahrt, aber je tiefer wir kamen, desto mehr hatte es am Vortag auf den Schnee geregnet, und dort, wo noch Schnee lag, war er über Nacht quasi zu Eis geworden. Die Hälfte rutschten wir seitwärts zwischen Bäumen durch, die andere Hälfte wanderten wir mit schlechter Laune hinunter und waren wirklich froh, als wir in Lourtier endlich eine Bushaltestelle erreichten. Da uns nur noch ein paar Tage für das Projekt blieben, fuhren wir mit dem Bus durchs Tal nach Champex, um von dort aus unsere allerletzte Etappe nach Chamonix zu beginnen.
Chamonix!!!
Der letzte große Anstieg von Champex zum Plateau du Trient ließ uns beide in Gedanken durch die letzten 7 Wochen schweifen, die wir gemeinsam auf dieser Reise verbracht hatten. Was für ein Projekt, das wir jetzt einfach so geschafft hatten. Als wir in Innsbruck zum ersten Mal die riesigen Rucksäcke schulterten, hätten wir wohl beide nicht geglaubt, dass das alles genau so klappen würde und auf einmal standen wir hier im Mont Blanc Massiv und genossen die Aussicht an unserem letzten Tag da Draussen. So sehr wir diese Reise auch geplant und vorbereitet hatten, bevor wir uns auf die Skier schwangen, kam sie uns immer ein bisschen zu ambitioniert, zu groß und mit zu vielen Unwägbarkeiten vor, als dass wir mit Sicherheit sagen könnten, dass wir in Chamonix ankommen würden. Plötzlich (und so fühlte es sich an) auf dem Gipfel des Col de Chardonnet zu stehen, eine letzte Abfahrt über den Glacier de l'Argentière entfernt von unserem endgültigen Ziel, war für uns beide ziemlich intensiv.
Auf der einen Seite war da natürlich die pure Freude darüber, es "geschafft zu haben", unsere verrückte Idee zu verwirklichen, dass wir mit unserer Ambition Recht behalten hatten. Andererseits hatten wir uns durch die lange Zeit, die wir gerade draußen, mit unserem ganz eigenen Rhythmus verbracht hatten, beide keine besondere Vorfreude und ein wenig Angst, uns wieder in die zivilisierte Welt und unseren alltäglichen Tagesablauf einzuordnen.
Chamonix!!!
Der letzte große Anstieg von Champex zum Plateau du Trient ließ uns beide in Gedanken durch die letzten 7 Wochen schweifen, die wir gemeinsam auf dieser Reise verbracht hatten. Was für ein Projekt, das wir jetzt einfach so geschafft hatten. Als wir in Innsbruck zum ersten Mal die riesigen Rucksäcke schulterten, hätten wir wohl beide nicht geglaubt, dass das alles genau so klappen würde und auf einmal standen wir hier im Mont Blanc Massiv und genossen die Aussicht an unserem letzten Tag da Draussen. So sehr wir diese Reise auch geplant und vorbereitet hatten, bevor wir uns auf die Skier schwangen, kam sie uns immer ein bisschen zu ambitioniert, zu groß und mit zu vielen Unwägbarkeiten vor, als dass wir mit Sicherheit sagen könnten, dass wir in Chamonix ankommen würden. Plötzlich (und so fühlte es sich an) auf dem Gipfel des Col de Chardonnet zu stehen, eine letzte Abfahrt über den Glacier de l'Argentière entfernt von unserem endgültigen Ziel, war für uns beide ziemlich intensiv.
Auf der einen Seite war da natürlich die pure Freude darüber, es "geschafft zu haben", unsere verrückte Idee zu verwirklichen, dass wir mit unserer Ambition Recht behalten hatten. Andererseits hatten wir uns durch die lange Zeit, die wir gerade draußen, mit unserem ganz eigenen Rhythmus verbracht hatten, beide keine besondere Vorfreude und ein wenig Angst, uns wieder in die zivilisierte Welt und unseren alltäglichen Tagesablauf einzufügen.
Inzwischen sind wir schon seit einigen Wochen wieder zurück und haben es beide geschafft, uns wieder in unseren Alltag einzufinden. Aber natürlich lebt ein Teil des Projekts immer noch in uns weiter. All die wunderbaren Begegnungen mit den inspirierenden und unfassbar gastfreundlichen Menschen, die uns als Fremde aufnahmen, und als Freunde wieder auf die Reise schickten, lassen uns jedes Mal lächeln, wenn wir zurückdenken. Und sie waren ein so wichtiger Teil zum Gelingen dieses Trips, dass wir uns gar nicht genug bei allen bedanken können. Dem Projekt verbunden bleiben wir erstmal auch, weil Hugo und ich aktuell an einem Film arbeiten, in dem wir versuchen, die 35 Stunden Rohmaterial auf die geniale Geschichte, die Sie erzählt herunterzubrechen.
Aber selbst jetzt, zwei Monate später, bin ich noch immer ein bisschen erstaunt, wenn ich auf eine Karte der Alpen schaue und das Ausmaß dessen sehe, was wir da geschafft haben. Ich mein verdammt, wir haben einfach einmal von Ost bis West die Schweiz auf Skiern durchquert :D
Text von Linus Langenbacher // linus.langenbacher@gmail.com // Foto credits Hugo Stephen und Linus Langenbacher
Ein Text von Linus Langenbacher linus.langenbacher@gmail.com
Fotos: Hugo Stephen und Linus Langenbacher
Quer durch die Alpen